2012 | Dezember | Das Widufixmagazin und Connemara

Kategorien: Allgemein

CONNEMARA  – Ein Bericht aus dem Widufixmagazin

Wir hatten den Namen Connemara und wir wussten, dass es funktioniert.  Wir kannten uns mit dem Werkstoff und dem Design aus. Was sollte da schiefgehen?

Nennen Sie uns ruhig Wollfanatiker. Wir lieben diese fantastische Faser. Und denken, dass man das unseren Kollektionen auch ansieht. Neun Jahre, nachdem sich Matthias Vogt und Jens König das überlegt hatten, könnten sie zufrieden lächeln, wenn sie nach dem Erfolg ihres Unternehmens Connemara gefragt werden. Ja, man könne leben von einem kleinen Modelabel. Gut sogar. Dabei sind es schon zwei Labels, ist noch Vogt&Königin hinzugekommen. Aber dazu später. Erst einmal  arbeitete der Textilingenieur, der gelernte Stricker Jens König gemeinsam mit dem Wirtschaftsingenieur Matthias Vogt bei Textilunternehmen im Schwarzwald, in Frankfurt. Das Label, für das beide damals gearbeitet haben, wurde eingestellt und schlummerte in der Schublade eines Herforder Modeunternehmens. Potential lag dennoch in der Marke, waren sich die beiden sicher. Und so erwarben sie das Label, richteten sich ein in der ehemaligen Strickerei der Familie von Matthias Vogt in Herford und begannen, ihre erste Kollektion zu entwickeln. Respekt hätten sie vor der Aufgabe gehabt, mehr nicht. Keine Angst, das Risiko realistisch und damit überschaubar einschätzend. Die Maßgabe war eine ebenfalls einfache: den verbliebenen, hochwertigen Einzelhandel mit Strickware zu bedienen. In Frage kam dazu eigentlich nur Merinowolle. Waren und sind sich die beiden sicher. Denn diese Wolle kratzt nicht, ist – richtig gestrickt – als Pullover nicht kaputt zu kriegen. Gute Verkaufsgründe also, um auch den etwas teureren Pullover, die etwas kostspieligere Jacke an Mann und vor allem Frau zu bringen. Die Wollart teilt sich in die Sparten extrafein und superfein und so ahnt der Modebewusste, dass er es hier mit etwas Besonderem zu tun hat. Besonders auch, dass die beiden Männer ganz alleine in den großen Firmenräumen sitzen. Niemand, der für die beiden ans Telefon geht, niemand, der Dinge organisiert oder abnimmt, der da ist, wenn beide fort sind. Wofür gibt es schließlich Handys, wofür E-Mail? Ein Zwei-Mann-Unternehmen also, eines, das erst die neue Kollektion entwirft, dann die Materialien einkauft, Muster herstellen lässt, alles überprüft, dann die Musterkollektion produzieren lässt, ehe es noch einmal genau hinschaut und dann zum Kunden fährt. Im Kofferraum dann die neusten Modelle, hin zu den Fachhändlern, die es immer noch schaffen, fernab von großen Ketten und E-Shops ihre Ware zu verkaufen. Wobei das mit dem Schaffen natürlich so nicht stimmt. Denn es gibt immer noch – und wird es auch weiterhin geben – Bekleidungsläden, die das Besondere bieten, die über eine Kundschaft verfügen, die sich nicht von der Stange bekleiden lassen möchte. Und das beim Einkauf genauso sieht. So gibt es von Connemara auch Pullover aus Kaschmir, noch weicher, noch schöner, noch teurer. So produziert, dass sie zehn Jahre lang halten. Und eben auch mit einem Design versehen, das nicht nach ein, zwei Jahren schon als alt und damit untragbar gilt. Das sei die eigentliche Herausforderung. Eine Mode zu kreieren, die neu und frisch ist und doch lange hält, als zeitlos gilt. Wie man dieser Herausforderung begegnet? Das ist die wahre Kunst, die sich hinter den beiden Labels versteckt. Das eine, durch den traditionsreichen Namen längst etabliert und am Markt erfolgreich eingeführt. Das andere eines, das 2010 ins Leben gerufen wurde. Wie würden die Bestandskunden reagieren, wenn plötzlich etwas Neues vom gleichen Unternehmen auf den Markt kommt? Sie reagierten gelassen. Ganz anders die Neukunden, die das neue Label begeistert aufnahmen. So gibt es jetzt auf den großen Messen, in den Showrooms, bei Händlern, die mal über 300, dann wieder über 40 Quadratmeter Verkaufsfläche verfügen, eben zwei Labels aus Herford. Die gut nebeneinander existieren können, die sich ergänzen. Mehr Arbeit sei das natürlich auch geworden, sicher. Aber die beiden wirken nicht so, als beschwerten sie sich über Mehrarbeit. Da lieben sie vielmehr die Auseinandersetzung, das Ringen um Kollektion und Material, um Schnitt und Form. An der Wand hängen die Musterblätter, mal gelb, dann grün oder rot durch- oder angeschnitten. Es sei ein kreativer Prozess, der langsam zu einem Ergebnis führe, auf dessen Weg eben auch diskutiert, aufgebaut und wieder verworfen werde. Dabei bilden Vogt und König ein Duo, wie es schon häufig erfolgreich war und ist. Der eine kreativ, freigeistig, am künstlerischen Ergebnis interessiert und orientiert. Ganz anders der andere,  der Zahlenmensch eben, wissend, dass da Familie und drei Kinder im Hintergrund stehen, dass die Kreation das eine, das wirtschaftliche Ergebnis eben das andere ist. Dabei ist es nicht so, dass Matthias Vogt nur vor Taschenrechner und Computer sitzt. Auch er bezeichnet sich wie seinen Kompagnon als Strickfanatiker, auch er reist zu den Kunden, stellt vor, berät, sucht mit aus. Größer werden, ein Stückchen wachsen? Wollen die beiden gar nicht. Lieber ungestört das tun, was sie am besten können. Den modischen Trend vorausahnen, schon jetzt etwa die Farbe Neongelb in die Kollektion für den kommenden Sommer einarbeiten, weil dann kommen wird, was sich jetzt wohl noch niemand zu tragen traut. Sie hängen mit ihren Gedanken, mit ihren Kollektionen nie hinterher, sondern sind eigentlich immer ein gutes Jahr voraus. Rund 70 Teile umfasst so die Damen-, 25 die Herrenkollektion, die naturgemäß – wer trägt als Mann schon Wolle im Sommer? – im Winter weiter anwächst. Aufgenommen haben sie sogar einen Strickblazer ins Programm, erst auch für die beiden Modekenner nicht so wirklich denkbar, dann aber ein voller Erfolg. Manchmal lohnt es einfach, im Wettstreit mit den Großen der Branche, aus der Reihe zu tanzen.

In einer Branche, die, zumindest was die Einzelhändler angeht, einen zweigeteilten Weg geht. Mal aussterbend, dann aufstrebend. Wenn man sich von der Masse abhebt, dann funktioniert es. Sagen die beiden. Und beweisen die beiden gleich mit.

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