Interview zur Wear It 2018

Kategorien: Berlin, Messe

Mehr als blinkende Strickjacken:
Connemara besucht die Wear It 2018 in Berlin

Manche Sachen sehen so aus, als hätte Mr Spock sie für die Enterprise entworfen oder zumindest angeregt, und ebenso vibrierend neu fühlen sie sich oft auch an. Im vergangenen Jahr waren es extrem smarte Feuerwehranzüge, die Aufsehen erregten, oder automatisch Fehlstellungen messende Bandagen; man konnte sich smarte Chips gleich vor Ort unter die Haut schieben lassen, um künftig etwa Eintritt in Häuser oder den schnellen Zugang zum Konto zu erhalten; lärmschluckende Gadgets gab es auch und Vorträge über die Möglichkeiten der Branche. Schon zum vierten Mal bringt Gründer Thomas Gnahm in diesem Juni zum Wear It Festival internationale Experten im Palais der Kulturbrauerei zusammen, um zu zeigen, was es Neues gibt auf dem Markt der Wearables und schlauen Textilien. (Einige Highlights aus dem vergangenen Jahr gibt´s unten im Text!) Zu sehen gibt es auch 2018 zahlreiche Prototypen; einige warten sogar noch auf Investoren. Flankierend dazu gibt es Fachvorträge und Workshops. Geht da auch was für Stricker? Stefanie Schuster sprach darüber mit dem Connemara Geschäftsführer Jens König.

Stefanie Schuster: Die WearIT ist zwar eine der größten Messen für Wearables in Deutschland – aber warum seid Ihr von Connemara so interessiert daran?
Jens König: Mann und Frau muss ja vor allem in der Mode immer über den Tellerrand schauen! Wir sind zwar spezialisiert auf langlebigen und damit auch nachhaltigen Strick, aber wer weiß, ob sich in Zukunft nicht die Wearables und die „normale“ Mode enger „vermaschen“, also miteinander verstricken. Wir wollen ein Blick in die Zukunft werfen.

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Schon im vergangenen Jahr habt Ihr Euch in den Räumen an der Knaackstraße umgesehen – was hat Dich von den Neuentwicklungen am meisten interessiert?
Am beeindrucktesten fand ich den 4.D Druck vom Fraunhofer Institut, wohl auch, weil der Druck auf Strick erfolgt ist. Die haben Strick genommen, und darauf einen 3-D-Druck appliziert. Man muss sich das vorstellen wie einen Baum – der ist ja in 3-D; aber er kann sich in alle Richtungen bewegen – und das macht die vierte Dimension aus. Möglicherweise ist das etwas, was uns in der kommenden Zeit interessiert.

Und – was würdest Du gerne mal auf einen Pullover setzen?
Vielleicht eine Applikation wie auf dem berühmten Schmetterlingsabendkleid – aber das muss man ausprobieren. Mode ist ja immer vor allem eine optische Sache. Vielleicht ist das auch eine Lösung für den Cyborg-Fashionist der Zukunft.

Check it, Baby: Wieviel Platz ist noch in der Cloud? Passen da alle Neuigkeiten noch rein?

Plant Ihr, einige von den Ideen, die hier durch die Luft schwirren, die teilweise auch schon verkauft werden, in Euren Kollektionen mit zu verarbeiten?
Nein, nicht direkt. Aber vielleicht ergibt sich eine Idee, auf die wir ohne die Wear It nie gekommen wären. Super fand ich etwa die Idee des Hamburger Unternehmens, das im vergangenen Jahr vorgestellt wurde: Um das Recycling der Kleidung zu erleichtern bieten die spezielle Labels an, auf denen die Zusammensetzung der Stoffe vermerkt ist – so kann man quasi sortenrein weiter verwerten. Das ist super für die Umwelt, weil das die Müllberge quasi sofort verkleinert. Und uns fällt das sehr leicht, weil wir ganz überwiegend reine Wolle verwenden. Wenn da mal wirklich die Motten im Lieblingsstrick waren, dann kann man ihn ohne großen Aufwand beispielsweise recyceln oder kompostieren – obwohl uns da wirklich das Herz schmerzt.

Wer nicht sehen kann soll fühlen: Die Open-Lab-Spezialisten der RWTH Aachen haben ein Seh-Shirt entwickelt. Hunderte von Vibrationsmotoren übertragen optische Signale in haptische, so können auch schwer seh-eingeschränkte Menschen fühlen, wenn ihnen ein Hindernis in Bauchhöhe begegnet. Bauteile und -Anleitung gibt´s per open source.

In diesem Jahr stehen auch wieder Vorträge auf dem Programm – für welchen interessierst Du Dich am meisten?
Uns interessiert derzeit sehr der sich selbst heizende Parka. Da habe ich schon einige innovative Stoffe gesehen; man könnte also mit leichtem Gepäck auf Reisen gehen. Mal sehen, wie sich der so anfühlt. Hochinteressant ist es auch für uns zu sehen, welche zukunftsfähigen Materialien sonst noch entwickelt wurden – es gibt ja mehr Spielerei auf dem Markt als man in den üblichen Läden sieht.

Welche Rolle wird reine Wolle, so wie Ihr sie verarbeitet, in Zukunft spielen?
Für uns eine große, weil es einfach das perfekte Material für Strick ist. Praktisch: es kann nach Karriereende verrotten. Und in Superfein auch ein ganzjähriger Begleiter, über den dann nur noch wasserdichte Jacken geworfen werden müssen.

Kann man Eure Woll- und Jersey-Stoffe eigentlich auch mit dem kombinieren, was hier gezeigt wird?
Das werde ich sehen, aber irgendeine Kombi wird sich schon ergeben.

Besten Dank für das Gespräch!

Glanzstückchen, inspired by the Rocky Horror Picture Show. Und jetzt alle:

“In the velvet darkness of the blackest night / Burning bright, there’s a guiding star / No matter what or who you are. / There’s a light over at the Frankenstein Place / There’s a light burning in the fireplace / There’s a light, light in the darkness of everybody’s life.”

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