2014 | Juli | Spaziergang auf der Premium – Berlin

Kategorien: Messe

Spaziergang auf der Premium
Während die Fachbesucher draußen mehr oder minder geduldig anstanden, schauten die Aussteller drinnen nervös auf die Uhr.

Stammkunden kommen natürlich trotzdem. Vor allem bei Connemara wird es neben dem gediegenen Understatement Steingrau und dem Klassiker Royalblau im kommenden Jahr auch Farbe geben – Koralle natürlich. Kommt schon jetzt gut an.

Auch den Farbverlauf sehen wir im kommenden Jahr noch mal. Hier gesprayt, nicht klassisch gefärbt – neue Druck- und Verarbeitungstechniken machen´s möglich. Schönes Detail (und immer unverzichtbar:) eine kleine Tasche mit Kontrastfutter.

Ganz schön lässig: Hellgrauer Ponchover aus Merino-Superfein. Neue Formen gelingen nicht immer, doch auf diese hier sind Jens König und Mathias Vogt stolz. Neben dem schmalen Pullover und dem kastenförmigen wird es im nächsten Sommer den zum Pulli geschlossenen Poncho mit Kellerfalte vorne geben – ein Schmeichler für Trägerinnen mit und ohne Taille. Und drunter gehen Jeans, schmale Hosen, Bleistiftröcke in kurz oder lang, flache ebenso wie hochhackige Schuhe; von elegant bis sportlich ist mit dem Ponchover alles drin. Das wird ein Liebelingsstück in der kommenden Saison.

Connemara men: Hauchzarte Merinowolle auf der einen Seite, klassischer Sweatshirtstoff auf der anderen – also: reine Baumwolle (übrigens komplett in Europa gefertigt). Kuscheliges, formstabiles Understatement, das möglicherweise in nicht allzu ferner Zukunft die Söhne den Vätern von der Stange wegschnappen. Wer sich dafür entscheidet, so lehren es die allgegenwärtigen Messefachblätter, gehört zum „Normcore“ – zu Kunden, die nicht durch extravagantes Design aus der Masse herausragen, sondern durch die Exklusivität der Verarbeitung – oder der Marken. Hmmm. Hauptsache: Schön.

Es gibt ja auch Mode, für die muss man den richtigen Blick oder buchstäblich die Haltung haben. Nicht jeder Mann – an dieser Stelle nicken vor allem die Einkäuferinnen – weiß, wie man Jacketts mit nach außen gewendeten Nähten trägt. Oder einen Kunstpelzmantel. Dünn ist mitunter der Grat zwischen King Loui und dem Luden, dem Paparazzi-Victim oder dem Penner. Doch Strick und Leder (hier: Merino mit Kunstleder), beides in Schwarz, so sophisticated in Reptil-Optik!, gehen eigentlich immer, da kann man gucken, wie man will. Sehr lässig. Glücklicherweise ein Stück aus unserer eigenen Kollektion.


Das ist ganz neu: Hier wird nicht gefärbte Wolle verstrickt und genäht, sondern hier wird das Grundmaterial im aufwendigen Verfahren gesprayt. Darum entstehen jeweils eigene Farbverläufe und Schattierungen, die jedes Stück zu einem Original werden lassen – und lässig ist es auch noch. Understatement-Couture mit Alleinstellungsmerkmal. Und dazu federweich auf der Haut.

 

Seitenblicke

Vor allem zur Mittagszeit standen lange Schlangen vor der fröhlichen Eistütenfüllerin. Kein Wunder: Die Hallen waren zwar klimatisiert, aber die dschungelartige Hitze im restlichen Berlin trieben so manchem Besucher und Aussteller den Schweiß auf die Stirn.

Möglicherweise bildeten sich auch bei diesem Fashion-Victim kleine Rinnsale unterm angesagten Kasten-Mantel. Aber wie das so ist: Wenn man sich vorgenommen hat, mal sein Lieblingsstück auszuführen, dann muss man sich auch nicht durch jedes Hindernis gleich aus der Bahn werfen lassen. Und wer kann schon ahnen, dass es wirklich 28 Grad werden?

Die patriotische Fußballfreundin kann sogar auf weltmeisterliche Spitzenbändchen hoffen im kommenden Jahr. Made in Italy.

Die Kollegen aus München hatten vielleicht nicht damit gerechnet, dass die Hallen so gut klimatisiert sind und reichlich Quetsche-Eis besorgt. Da werden Kindheitserinnerungen wach.

Ist im deutschen Sommer ja prinzipiell nicht verkehrt:
Handgemachte Seiden-Daunen-Jäckchen in optimistischen Farben.

Mit den passenden Schuhen dazu. Reptilprint bleibt also. Vielleicht sogar wasserfest.

Tierisches Fashion-Victim. Hätte ich´s nicht selbst gesehen würde ich sagen: Gestellt.

Espadrilles bleiben also im kommenden Sommer. Hauptsache bunt.

Für lange Messetage genau das Richtige: Shoto-Schuhe aus Pferdeleder. Schön im Used-Look gefärbt und geflochten. Nicht nur gut zum Fuß, sondern auch für die Seele.
Bleiben garantiert mindestens bis zum übernächsten Sommer.

Die Veranstalter bewiesen Humor: Weil es sich nicht vermeiden lässt, dass auch während der Messe die Baufahrzeuge den Boden bereiten für die geplanten Erweiterungshallen (und den hungrigen Fachbesuchern gleich nebenan der Staub auf Outfit und Essen rieselt) haben sie eines der Pferde an den Bauzaun gestellt. Unklar ist nur: Soll seine Haltung sagen, dass es die Wand zwischen Restaurantbereich und Baustelle stützt oder einreißt?

Schöne Idee: das Restaurant war dieses Mal in einer halbfertigen Halle im Freien untergebracht. Auf der anderen Seite des Bauzaunes sausten Bagger und Lastwagen – ganz Berlin eben. Mittelgut dagegen: Die Idee, mit einzeln zu kaufenden Bons zum Essen zu tigern und sich dort noch einmal anzustellen. Immer hoffend, dass das, für was man bezahlt hatte, den Erwartungen nahe kam.

In der neu eingerichteten Dissonance-Area gleich vorm Ausgang haben die Organisatoren der Premium dieses Mal die Avantgarde untergebracht. Schade, dass da Füße und Augen schon gleichermaßen müde waren, denn dort hätte sich ein vierter und fünfter Blick auch noch gelohnt. Man muss halt immer wissen, wonach man sucht.

 

Fotos und Texte: Stefanie Schuster

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